Weltbestes Team bei Abendmatch in Waibstadt
Wohl alle Wettkampfsportler haben den Wunsch, einmal gegen die Besten ihrer Disziplin antreten zu dürfen. Jeder Tenniscrack möchte gegen Roger Federer oder Rafael Nadal, jeder Fussballklub gegen Real Madrid oder den FC Bayern München antreten.
Eine ähnliche Herausforderung - und dazu noch in einem Pflichtspiel - wartet am Samstag, 16.11. (19.00 Uhr) auf den Faustball-Erstligisten TV Waibstadt. Der Liganeuling trifft in der heimischen Schwimmbadsporthalle auf den Serienmeister sowie amtierenden Europa- und Weltpokalsieger TSV Pfungstadt. „Wir können da entspannt rein gehen. „Eine hohe Niederlage wäre der Normalfall“ blickt Kapitän Lucas Kiermeier mit Vorfreude auf das Abendmatch voraus.
Der Saisonstart lief für die Waibstädter optimal. Dem 5:2-Auswärtssieg in Stuttgart-Stammheim ließ das Team von Coach Rainer Frommknecht am vergangenen Samstag einen 5:1-Heimerfolg gegen den TV Vaihingen/Enz folgen. Punktgleich hinter Topfavorit TSV Pfungstadt (10:0 Sätze) rangieren die Kraichgauer (10:3) auf Platz zwei noch vor dem TVO Schweinfurt (10:6). Frommknecht relativiert den „Höhenflug“ seiner Mannschaft: „Eine schöne Momentaufnahme und eine gute Basis für den angestrebten Klassenerhalt, aber nicht mehr.“
Vor dem tabellarischen Spitzenspiel am Samstag gegen den TSV Pfungstadt (Zweiter gegen Erster!) sind die Fronten klar. Die Südhessen dominieren seit einem Jahrzehnt den nationalen Faustball in Deutschland und seit einigen Jahren auch europa- und weltweit. Nach der erfolgreichen Pfungstädter Ära in den 1980er-Jahren um Faustballikone Dieter Thomas führte der Rekordnationalspieler seinen Heimatverein als Langzeittrainer in die Weltspitze zurück. Schlüsselspieler sind seine Söhne Sebastian und Patrick, mittlerweile beide mehrfache Weltmeister, die frühzeitig mit leistungsstarken Spielern aus dem Südwesten verstärkt wurden.
Mit dem Aufstieg 2009 in die 1.Bundesliga Süd begann die einmalige Erfolgsstory der "New Generation". Seit 2010 gewann der hessische Titelhamster 16 Deutsche Meistertitel (9 x Feld, 7 x Halle). Zuletzt gleich sechsmal in Folge wanderte der Hallen-Europapokal in die Vereinsvitrine. Letzter Titel war der Sieg beim „World-Tour-Final“ (ehemals Weltpokal) im September in Salzburg, wo der brasilianische Meister Novo Hamburgo im Finale in 4:0-Sätzen demontiert wurde. Schlüsselspieler ist Starangreifer Patrick Thomas. Der 27-jährige Modellathlet gilt unbestritten als bester Faustballer aller Zeiten und führte Deutschland im Hauptangriff zu drei WM-Titeln (2011, 2015, 2019). „Er schlägt 15 bis 20 km/h härter als jeder andere Angreifer und macht in Normalform quasi keine Fehler“ lobt Frommknecht den blonden 1,99-Meter-Hünen. Mit Patricks Bruder und Zuspieler Sebastian Thomas (29), Routinier Ajith Fernando (35, gebürtig von der TSG Tiefenthal) sowie dem 23-jährigen Wünschmichelbacher Jonas Schröter stehen drei weitere aktuelle Weltmeister im Kader. Allerdings ist man aktuell ohne Trainer. Langzeitcoach Dieter Thomas trat im Juni 2019 nach internen Querelen zurück.
Was kann der TV Waibstadt dagegen halten? Darauf weiß auch der Waibstädter Kapitän Lucas Kiermeier keine Antwort. „Gegen dieses Starensemble sucht die gesamte Faustballwelt seit Jahren vergeblich ein Erfolgsrezept. Patrick Thomas ist aktuell in der Form seines Lebens und um ihn herum stehen in Bestbesetzung vier weitere Weltklassespieler. Vielleicht können wir aber eine Schwächephase nutzen und zumindest einen Satz gewinnen.“ Daran sind zum Saisonstart die Gegner aus Vaihingen/Enz und Hohenklingen deutlich gescheitert – beide schwäbischen Vereine kassierten eine deftige 0:5-Niederlage. Der letzte Waibstädter Sieg in einem Pflichtspiel gegen die Herren des TSV Pfungstadt war vor sieben Jahren in der Hallensaison 2012/13. Beim 5:3-Heimerfolg konnte Patrick Thomas allerdings krankheitsbedingt nicht mitwirken und der TV Waibstadt holte zwei wichtige Punkte zum Klassenerhalt. „Wir hoffen wieder auf zahlreiche Zuschauer und wollen das Spiel unabhängig vom Resultat genießen“ so Angreifer Max Brandt. Die nächsten Punkte haben die Waibstädter bei den folgenden Partien beim TV Hohenklingen (23.11.) sowie in der Heimpartie gegen den TV Unterhaugstett im Visier.